Der Feldhamster (Cricetus cricetus) und die Feldmaus (Microtus arvalis) sind zwei Säugetierarten, die viele Gemeinsamkeiten zueinander aufweisen. Beide Arten sind ehemalige Steppenbewohner, die sich über gesamt Europa und Asien ausbreiten konnten. Ihre bevorzugte Habitate sind Flachlandregionen mit Fokus auf den ländlich geprägten Raum. Pflanzenkulturen wie Getreide und Raps, jedoch auch Samen und Kräuter stehen auf den Speiselisten dieser Kulturarten. Aufgrund dieser Gemeinsamkeiten kann es vorkommen, dass unter spezifischen regionalen Gegebenheiten (Bodentyp, Anbaukultur, usw) beide Arten auf der gleichen Fläche vorkommen können. Dies kann zu Problemen und Interessenkonflikten führen, wenn zum Beispiel in einem populationsstarken Jahrgang die Feldmaus herbe Schäden an den Anbaukulturen hervorruft. In diesem Fall steht die potenzielle Bekämpfung der Feldmaus dem Artenschutz des Feldhamsters gegenüber.
Dieser Interessenkonflikt stellt einen zentralen Dreh- und Angelpunkt des Projektvorhabens dar und wird nachfolgend thematisiert.
Trotz aller Gemeinsamkeiten unterscheiden sich der Feldhamster und die Feldmaus im Hinblick auf den Schutzstatus und ihrem Image drastisch voneinander: der Feldhamster ist vom Aussterben bedroht und gilt als schützenswerte Art, die Feldmaus hingegen zeichnet sich durch große Populationen aus und wird als Plage angesehen. Die Problematik der Feldmaus ist begründet in der besonders schnellen geschlechtsreife der Weibchen, der geringen Tragzeit und den potenziell großen Würfen pro Tier. Diese Merkmale führen im Zyklus von 3 bis 5 Jahren unter günstigen Bedingungen zu Massenvermehrungsereignissen der Feldmaus. Diese können Ertragseinbußen von bis zu 80 % auf landwirtschaftlichen Nutzflächen und somit wirtschaftliche Schäden für den Landwirt bedeuten. In Ausnahmefällen und unter Einhaltung von Vorschriften kann in solchen Jahren gegen die Feldmaus aktiv vorgegangen werden, um das Populationswachstum einzudämmen. Neben konventionellen Methoden können gezielt Rodentizide zum Einsatz kommen. Diese Giftköder sind jedoch nicht nur für die Feldmaus potenziell gefährlich.
Je nach regionalen Gegebenheiten kann es passieren, dass sich die Vorkommensgebiete des Feldhamsters und der Feldmaus überlagern. Innerhalb der Bundesrepublik Deutschland weist Sachsen-Anhalt flächenhaft betrachtet das größte Vorkommen des Feldhamsters auf, welche auf den lehm- und lössreichen Böden des Bundeslandes gelegen sind. Dominiert werden diese Flächen von dem Anbau von Wintergetreide und Raps. Diese Kulturen sind jedoch nicht nur für den Feldhamster attrakiv. Auch die Feldmaus zieht es ins Zentrum und die westlichen wie südlichen Gebiete des Bundeslandes, wodurch für diese ein hohes Risiko für Feldmausschäden ausgeschrieben ist. Diese Überlagerung der Vorkommensgebiete beider Arten führen zum besagten Interessenkonflikt zwischen dem Artenschutz des Feldhamsters und der Eindämmung der Feldmaus in populationsstarken Jahrgängen.
Jedes Vorgehen gegen die Feldmaus, insbesondere die Ausbringung von Rodentiziden, erfordert die Sicherstellung, dass keine Feldhamster auf der betroffenen Fläche vorkommen. Zur Sicherstellung dieser müssen Feldbegehungen durchgeführt werden, die unter Methoden näher beleuchtet werden und zeit- und kostenintensiv sind. An dieser Stelle knüpft das Projektvorhaben CRIFORA an, das drohnengestützte Verfahren zur Detektierung von Feldmaus- und Feldhamsterbaue entwickelt, um die derzeit eingesetzten Verfahren zu ergänzen oder zu ersetzen.